nach oben
 
Einführung in die Ausstellung

Staatskunst oder Coup?
Fürstenau zieht vor Gericht!

Wo beginnt und wo endet das Selbstbestimmungsrecht einer Stadt?
Eine bis heute aktuelle Frage erregte schon Ende des 18. Jahrhunderts die Gemüter. Das Ausstellungsprojekt "Staatskunst, diplomatische Meisterleistung oder politische Intrige?" greift ein historisches Ereignis aus unserer Region auf und thematisiert die Brisanz von überregionaler Konfliktlösung und städtischem Selbstbestimmungswillen.

1787 Fürstenau gegen die Regierung

Die Stadt Fürstenau klagte 1787 vor den höchsten Gerichten des Reiches gegen die Regierung. Anlass des aufsehenerregenden Konflikts war ein Vertrag, der - unter Beteiligung des Regierungsbeauftragten Justus Möser - zwischen der evangelischen und katholischen Kirche geschlossen worden war. Eigentlich schien der Vertrag die geniale Lösung vieler jahrzehntelang, unlösbar scheinender Konflikte. In Fürstenau und Schledehausen sollte es - endlich! - eine Gleichstellung der beiden christlichen Kirchen geben. In jeder Gemeinde des Fürstbistum könnten von nun an neue Schulen entstehen, ganz wie es ihren Einwohnern sinnvoll erscheinen würde. Und die allermeisten Lehrer würden angemessener entlohnt werden. Eigentlich also eine willkommene Verbesserung für das Zusammenleben vieler Menschen? Doch nicht aus der Sicht des Magistrats der Stadt Fürstenau...

-
Wie konnte es soweit kommen?

Ausgehandelt worden war der Vertrag von Justus Möser. Möser war die seinerzeit bekannteste Persönlichkeit im Fürstbistum Osnabrück, eine Legende zu Lebzeiten und zudem hoch angesehen im ganzen Reich. Johann Wolfgang von Goethe und Gotthold Ephraim Lessing zählten zu seinen Verehrern. Alles schien ihm zu gelingen, und als nach etlichen Jahren der Verhandlungen endlich der Vertrag unterzeichnet und von Papst und Kaiser sogar urkundlich bestätigt wurde, glaubten viele - und auch er selbst - dass damit sein Meisterstück gelungen war. Das Verhandlungsergebnis schien unanfechtbar. Dass sein "Meisterstück" einen kleinen Haken hatte, war Justus Möser durchaus bewusst. Denn zur Finanzierung der geplanten Veränderungen sah der Vertrag die Schließung des Zisterzienserinnen-Klosters in Bersenbrück vor, des damals reichsten Klosters im Fürstbistum Osnabrück. Irgendwo musste das Geld schließlich herkommen. Um dem Ärger mit den Bersenbrücker Nonnen aus dem Wege zu gehen, wurde dieser Teil des Plans so lange wie irgend möglich verheimlicht. Dass bei größeren Umwälzungen die eine oder andere Kröte zu schlucken war, ließ sich eben nicht vermeiden...

-
Worum wurde gestritten?

Doch was Justus Möser nicht vorausgesehen hatte, war der Widerstandsgeist des Fürstenauer Stadtrats. Fürstenau weigerte sich hartnäckig, die Vertragsbedingungen zu erfüllen. Der Stadtrat sah in dem Vertrag einen unzulässigen Eingriff in seine städtischen Rechte und erhob Klage beim Reichskammergericht. Schließlich war Fürstenau im Zuge des Westfälischen Friedens 1648 zugesichert worden, ein Ort des protestantischen Glaubens zu sein. Und nun sollte man hinnehmen, dass die Osnabrücker Regierung die Ausübung einer "fremden" Religion in den eigenen Mauern erlaubte? Dies konnte nicht rechtens sein! Im ganzen Reich wurden Schriften verfasst, die für Fürstenau Partei ergriffen. Mit Spannung sah man allerorten darauf, wie das Gericht entscheiden würde.

-
Justus-Möser-Jahr 2020

Stadt und Landkreis Osnabrück feiern in diesem Jahr das 300-jährige Jubiläum zu Ehren Justus Mösers, der 1720 in Osnabrück geboren wurde.
Im Rahmen des Projekts "Staatskunst, diplomatische Meisterleistung oder politische Intrige? Drei Perspektiven auf Justus Mösers politisches Wirken 1786" vermitteln Ausstellungen in Fürstenau, Schledehausen und Bersenbrück die ortsgebundene Sicht auf den Vertrag von 1786, der das Leben der Einwohner schlagartig veränderte. In Schledehausen wurde der Vertrag als diplomatische Meisterleistung begrüßt, in Fürstenau als staatsmännischer Coup verurteilt, in Bersenbrück vermuteten Zeitgenossen eine politische Intrige.
 
Das Begleitprogramm lädt dazu ein, Justus Möser als eine politische Persönlichkeit kennenzulernen, die die beteiligten Orte bis in die Gegenwart hinein prägte. Die Ausstellung in Fürstenau entsteht in enger Abstimmung mit Heimatforscher Karl-Heinz Dirkmann sowie Mitwirkung des Künstlers Günter Sponheuer. Erprobt wird ein neuartiges Ausstellungskonzept, das das historische Geschehen bildnerisch umsetzt. Besucher tauchen darüber hinaus mittels eines Hörbeitrags in die Geschichte ein.
 
Die Ausstellung ist vom 18. September bis zum 1. November 2020 im Foyer des Schlosses zu sehen.
 
Koordiniert wird das Projekt vom Förderverein des Museums Bersenbrück. Die Gesamtleitung liegt bei Historikerin Dr. Jutta Stalfort. Finanziell unterstützt wird das Projekt von der Gemeinde Bissendorf, den Städten Fürstenau und Bersenbrück, der Samtgemeinde Bersenbrück, dem Kreisheimatbund, dem Landschaftsverband des Osnabrücker Landes e. V. und der Stiftung der Sparkassen im Landkreis Osnabrück.


 
-

Ausstellung
Bilder von Günter Sponheuer


Die folgende Geschichte können Sie auch hören:
Zu den Audiodateien
(Sprecher: Manfred Ody)
Schul- und Gottesdienstweg im Winter für die "Andersgläubigen"
 

Endlich Frieden. Endlich! Frieden! Als 1648 in Osnabrück und Münster nach dreißig Jahren Krieg der Frieden verkündet wurde, begrüßten die Überlebenden diese Nachricht mit Freudenfeiern und innigen Dankesgebeten. Dieser Krieg hatte Tod, Verwüstung und Verzweiflung in jeden Winkel Mitteleuropas gebracht. Umherziehende Söldnertruppen hatten gebrandschatzt, gemordet und geraubt.
 

Die einfachen Menschen hatten schon früh um Frieden gefleht. Doch erst als die Mächtigen nach vielen Jahren kriegsmüde wurden, wuchs die Einsicht, dass jenen die Zukunft gehörte, die zu Kompromissen bereit waren. In den ersten Jahren dieses Krieges hatte das Volk noch leidenschaftlich für oder gegen die Reformation gestritten. Doch nun waren Glaubensdinge und Frömmigkeit in den Hintergrund getreten. Zu oft hatte die jeweilige Herrschaft von den Menschen gefordert, von einem Tag auf den anderen den Glauben zu wechseln. Aus katholischen Untertanen waren evangelische geworden, aus Protestanten Katholiken – mit einem Federstrich.


 
Grenzen der Religionsfreiheit
 

Welche Kompromisse ermöglichten den Frieden? Zunächst einigte man sich auf Glaubensfreiheit. Niemand sollte in einen Glauben gezwungen werden. Allerdings: Nicht jeder konnte seinen Glauben überall öffentlich ausleben. Die Unterhändler des Friedens nahmen im Fürstbistum Osnabrück jede einzelne Pfarrgemeinde in den Blick und entschieden, welches christliche Bekenntnis frei ausgeübt werden durfte. Als Grundlage der Entscheidung sollte das Bekenntnis des Pfarrers im Jahr 1624 gelten.
 

Von den 53 Gemeinden im Osnabrücker Fürstbistum wurden 28 Gemeinden dem katholischen Glauben zugerechnet und 17 dem protestantischen. In 8 Gemeinden wurde ein Simultaneum eingerichtet, das heißt: sowohl die katholischen wie auch die evangelischen Einwohner durften dort Gottesdienst halten und Schulen errichten.

In zwei Orten des Fürstbistums kam es auf diese Weise zu unglücklichen Entscheidungen: in Fürstenau und Schledehausen.

In beiden Fällen lagen Dokumente aus dem Jahr 1624 vor, so dass die Entscheidung rechtlich sicher gefällt werden konnte. Aber das Dorf Schledehausen wurde trotz einer überwältigenden Mehrheit von 2000 protestantischen Einwohnern bei nur knapp 20 Katholiken zu einer katholischen Gemeinde erklärt. Das bedeutete für die Protestanten eine große Härte, denn wenn sie einen evangelischen Gottesdienst besuchen wollten, mussten sie die Kirche in der fünf Kilometer entfernten Nachbargemeinde besuchen. Und Gleiches galt für die Schulbildung ihrer Kinder, denn der Gemeindepfarrer hatte die Schulaufsicht. Entweder mussten die Schüler einen weiten Schulweg zurücklegen, der im Winter gefährlich war, oder sie mussten am katholischen Schulunterricht des Dorfes teilnehmen.


 
Beschwerden, Eingaben, Provokationen
 

In Fürstenau wurde die Pfarrei hingegen protestantisch. Auch hier gab es eindeutige Dokumente für das Jahr 1624. Doch die historisch-politische Lage war kompliziert: Nachdem die Reformation in Fürstenau schon früh Fuß gefasst hatte, war der Ort dennoch ab 1625 bis weit ins Jahr 1647 katholisch gewesen. Erst während der Friedensverhandlungen wurde Fürstenau – aus Sicht der katholischen Seite widerrechtlich - von der protestantischen Kriegspartei zurückerobert. Als Ausgleich für diese Verletzung der Waffenruhe während der Verhandlungen forderten die Katholiken diesen Ort für ihre Seite. Lebte denn in Fürstenau nicht eine beachtliche Anzahl an Katholiken? Da die Rechtslage eindeutig für den Protestantismus sprach, wurde der katholischen Seite ein Kompromiss angeboten. Ihr wurde die zur Marktkirche gehörige Vikarie der Hl. Drei Könige übertragen. Hier sollte ein katholischer Geistlicher geduldet werden. Er würde – im Stillen - für die katholischen Einwohner tätig sein dürfen. Haustaufen und Vermählungen in Privathäusern wären statthaft. Auch ein katholischer Leichenzug sollte – allerdings nur bis zur Friedhofsmauer - möglich sein. Die Beerdigung selbst sollte nach protestantischem Ritus erfolgen. Eine gleichberechtigte öffentliche Religionsausübung wurde für unmöglich erklärt.
 

Bischof Franz Wilhelm, der bis zu den Friedensverhandlungen katholischer Landesherr des Fürstbistums Osnabrück gewesen war und nach Friedensschluss in dieses Amt zurückkehrte, konnte es nicht verschmerzen, dass in dieser Stadt, die er bis ins Jahr 1647 besessen und seiner Meinung nach unrechtmäßig verloren hatte, die Protestanten allein das Recht auf freie und öffentliche Religionsausübung zugesprochen bekamen. Er führte den katholischen Gottesdienst wieder ein und erlaubte ihn unter der Bezeichnung "Hausgottesdienst" auf seinem Amtssitz im Schlossturm. Sein Nachfolger, der protestantische Landesherr Ernst August I., stellte ihn sofort wieder ein. Da der Westfälische Frieden für das Fürstbistum eine stetige Abfolge von katholischen und lutherischen Landesherren vorsah, begann in Fürstenau ein seltsamer Reigen: Alle katholischen Regierungen erlaubten den Gottesdienst in der Burgkapelle. Zur Regierungszeit der evangelischen Landesfürsten jedoch wurden die Katholiken für den Gottesdienst aus der Stadt verwiesen. Sie besuchten dann die Kirche im benachbarten Schwagstorf, eine Stunde Weg aus der Stadt heraus.


 
Die Ketten werden zerschlagen
 

Mit den Jahren verblassten die Erinnerungen an die Schrecken des Krieges und mit ihnen die Einsicht, dass Kompromisse und Toleranz notwendig sind für ein gutes Zusammenleben. Die Einwohner Fürstenaus machten sich das Leben zunehmend gegenseitig sauer. Die Geistlichen hatten großen Anteil daran.
 

Im Juli 1716 richteten Pastor Braunes und die evangelischen Ratsherren ein Gesuch an den protestantischen Landesherrn, um eine Abwahl der katholischen Ratsmitglieder zu erreichen. Da Fürstenau evangelisch sei, so argumentierten sie, dürfe es auch nur evangelische Ratsherren geben. Der Bischof stimmte zu. Aber war denn nicht abzusehen, dass dies mit einem Wechsel des Landesherrn wieder rückgängig gemacht werden würde? Und richtig: Der folgende katholische Bischof bestimmte, dass die katholischen Ratsherren wieder eingesetzt werden mussten. 1728 hatte Vikar Krebsfänger begonnen, Katholiken widerrechtlich nach katholischem Ritus zu beerdigen und auf dem Friedhof Leichenpredigten zu halten. Er ging in seinem Ornat über die Straße und ließ sich eine brennende Leuchte sowie eine Schelle vorantragen. Er übte alles so aus, wie es katholische Geistliche in einem katholischen Kirchspiel vornahmen. Auf Befehl des Landesherrn mussten die evangelischen Einwohner die katholischen Feiertage achten, und wer an diesem Tag arbeitete, wurde hart bestraft.


 
Geheimrat Justus Möser
 

Im Nachhinein verwundert es nicht, dass die konfessionellen Gräben in Fürstenau immer tiefer wurden. Als 1764 wieder ein Protestant Landesherr wurde, sann die protestantische Seite darauf, die Katholiken ihrerseits zur Feier der lutherischen Bet-Tage zu zwingen. Man versperrte ihnen das Haupttor, das aus der Stadt führte, mit Ketten, um, wie es hieß, jegliches Gelärme auf der Hauptgasse während des protestantischen Gottesdienstes zu verhindern.
 

Über diese Gängelei empört, zerschlugen drei Katholiken die Ketten mit Äxten. Den sich an diesen Konflikt anschließenden Gerichtsprozess gewann der protestantisch geführte Magistrat der Stadt Fürstenau in drei Instanzen. Aber er verursachte über tausend Reichstaler Kosten. Die Schulden, die die Stadt beschwerten, schrieb der Bürgermeister nur der Uneinsichtigkeit der Katholiken zu.


 
Zeichen der Verbitterung
 

Die Situation in Fürstenau spitzte sich immer weiter zu. Die Verbitterung der Einwohner schien mit jedem Jahr tiefer, und ihr religiöser Eifer wurde beißender. Die Landesregierung sah dies mit wachsender Beunruhigung.

1774 wurde Geheimrat Justus Möser vom Landesherrn beauftragt, für die hartnäckigsten konfessionellen Konflikte im Fürstbistum eine Lösung zu finden. Justus Möser hatte sich als herausragender Diplomat erwiesen. Er war ein kluger Jurist mit ausgleichendem Wesen. Sein Ziel war es, die unglücklichen Vereinbarungen des Friedensvertrags von 1648 neu auszuhandeln und in den Orten Fürstenau und Schledehausen Simultaneen einzurichten. Beide Konfessionen würden eine neue Pfarrgemeinde erhalten.
 

Doch kurz vor dem Abschluss dieses ausgleichenden Vertrages wussten "übelgesinnte", so nannte Justus Möser sie, sein Zustandekommen zu verhindern. Die Verhandlungen wurden von katholischer Seite abrupt beendet. Eine neue Situation trat 1781 ein, nachdem ein Feuersturm über das Dorf Schledehausen hinweggefegt war und über 60 Häuser des Dorfes niedergebrannt hatte. Auch die Kirche war in Mitleidenschaft gezogen, Dachstuhl und Turm waren ausgebrannt, die Glocken geschmolzen. Die protestantischen Schledehausener wurden vom Landesherrn aufgefordert, die katholische Kirche wieder in Stand zu setzen. Doch sie weigerten sich. Sie erklärten, für die wenigen Katholiken des Ortes sei eine halb so große Kirche ausreichend. Sie seien nur bereit, die große Kirche wiederaufzubauen, wenn auch sie Gottesdienst darin würden halten können. Der höchste katholische Würdenträger der Region, Erzbischof Maximilian von Köln, versprach, dass die Verhandlungen fortgeführt würden. 1783 setzte Justus Möser die Gespräche dort fort, wo sie fast zehn Jahre zuvor gescheitert waren. Sie dauerten drei Jahre und endeten mit dem Vertrag von 1786.


 
Pastor Lange und Pfarrer Filmer im Gespräch
 

Dieser Vertrag änderte das Leben der Menschen in drei Orten des Fürstbistums von Grund auf, und er sah Verbesserungen des Schulwesens in allen Gemeinden vor. Vielerorts wurde der Vertrag bejubelt, in Schledehausen wurde er sogar als diplomatische Meisterleistung betrachtet.
 

In Fürstenau und Bersenbrück hingegen war man entsetzt. Zur Finanzierung der Veränderungen war vereinbart worden, das Bersenbrücker Zisterzienserinnenkloster zu schließen. Keineswegsgeschah dies im Einverständnis mit der Äbtissin. Allein aus finanziellen Gründen hatte man sich zu diesem Schritt entschieden. Es war das reichste Kloster im Fürstbistum. Da eine rasche Schließung nur mit einer List durchführbar war, wurden die Klosterfrauen bis zum Tag der Auflösung über die Schließungsabsicht im Unklaren gelassen. Die Äbtissin und der Konvent sahen sich als Opfer einer politischen Intrige.

Der von Justus Möser ausgehandelte Vertrag sah vor, in Schledehausen und Fürstenau zwei neue Pfarrgemeinden entstehen zu lassen: eine katholische in Fürstenau und eine protestantische in Schledehausen. Die Schledehausener Protestanten würden sich die Kirche im Ort mit den Katholiken teilen. In Fürstenau sollte alternativ für die Katholiken eine eigene Kirche innerhalb der Stadtmauern gebaut werden dürfen.

Man kann sich das Entsetzen der protestantischen Fürstenauer nicht groß genug vorstellen. Die Katholiken sollten von nun an die gleichen Rechte genießen wie sie? Das konnte aus Sicht des inzwischen wieder vollständig protestantischen Stadtrats nicht rechtens sein! War dieser Stadt durch den Westfälischen Frieden denn nicht zugesichert worden, auf ewig protestantisch zu bleiben? Der Landesherr des Fürstbistums Osnabrück, so argumentierte der Stadtrat, habe nicht das Recht, so weitgehend in die städtische Ordnung einzugreifen. Änderungen dürften, wenn überhaupt, nur mit Zustimmung des Stadtrats erfolgen.

Die protestantischen Bürger empfanden die Aussicht, dass es demnächst wieder katholische Ratsmitglieder geben würde, als unerträglich. Im Juni 1788 erklärten sie, wenn dies nicht verhindert würde, entstünde beim Einzug der Katholiken in den Rat Mord und Totschlag.


 
Herausforderung Toleranz
 

Die Stadt Fürstenau appellierte an den Reichstag und löste damit eine aufsehenerregende öffentliche Kontroverse aus. Zwischen 1787 und 1789 erschienen dreizehn juristische Gutachten zu der Frage, ob die Landesregierung das Recht habe, in Fürstenau ein Simultaneum einzurichten. Der Magistrat zog vor das höchste Gericht seiner Zeit, das Reichskammergericht in Wetzlar, und klagte gegen die Landesregierung.
 

Justus Möser sah sich genötigt, den Vertrag, der ihn so viele Jahre beschäftigt hatte und auf den er stolz war, schriftlich zu verteidigen. Jeder, der guten Willens war, konnte mit Hilfe dieser Schrift die wahren Konfliktlinien sehen: In Fürstenau war über Generationen hinweg eine tiefe Kränkung entstanden. Dass eine Lösung von außerhalb Frieden bringen könnte, wurde dort für unmöglich gehalten. 1795 verlor Fürstenau diesen Rechtsstreit. Justus Möser war zuversichtlich, dass die Nachkommen der evangelischen Fürstenauer dem Landesherrn dankbar sein würden, wenn sie in einiger Zukunft in ruhiger Einigkeit mit ihren katholischen Mitbürgern leben könnten. 90 Jahre nach diesem Streit, als die katholischen Einwohner sich ihre Pfarrgemeinde längst auf dem Schloss eingerichtet hatten, versuchten Pastor Lange auf evangelischer und Pfarrer Filmer auf katholischer Seite bei wöchentlichen Gartengesprächen Brücken über den konfessionellen Graben zu schlagen. Doch das Misstrauen innerhalb ihrer Gemeinden saß tief und wurde über Erzählungen im Familienkreis von einer Generation an die nächste weitergereicht. Die Frage, welcher Konfession man angehörte, war noch bis in die 1970er Jahre hinein von wesentlicher Bedeutung. Sie bestimmte, welchen Arzt man besuchte, auf welche Schule die Kinder gingen, welche Freunde sie hatten und mit wem die Familie Umgang pflegte.


 

Der Künstler G. Sponheuer

Günter Sponheuer studierte Malerei an der Folkwang-Schule für Gestaltung in Essen, der Akademie der bildenden Künste Wien in Österreich und der Freien Akademie Den Haag in den Niederlanden.
Er gehört zu den Mitbegründern des Kunsthaus Essen e.V. 1967 wurde ihm von der Folkwangschule der Folkwang-Leistungspreis für Malerei verliehen.
Günter Sponheuer stellt seit den 60er Jahren in Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Estland, Süd-Korea und den Niederlanden aus. Er lebt in Fürstenau.

Veranstaltungshinweise

Ausstellungseröffnung
Staatskunst oder Coup?
Ausstellung mit Werken von Günter Sponheuer

Die Ereignisse um die Auseinandersetzung zwischen der Stadt Fürstenau und der Regierung stehen in der Ausstellung "Staatskunst, diplomatische Meisterleistung oder politische Intrige?" im Fokus. Sie wird vom 18.09.-1.11.2020 im Foyer im Schloss Fürstenau zu sehen sein.
Zur Ausstellungseröffnung sind Gäste herzlich willkommen.
 
Die Ausstellungseröffnung findet statt unter Mitwirkung der Schauspieltruppe Schwagsdorf.

Veranstaltungsort: Foyer im Schloss Fürstenau
 

18. Sept. 2020, 19.00 Uhr
Vortrag
Justus Möser - ein politisches Vorbild?

Der Osnabrücker Staatsmann und Schriftsteller Justus Möser (1720-1794) wollte mit der Gründung der  Wöchentlichen Osnabrückischen Anzeigen" ein Diskussionsforum für Reformen schaffen. Johann Gottfried Herder bezeichnete es als "das vollkommenste deutsche Nationalblatt  und Goethe sah darin ein geeignetes Instrument, um Gegenwart und Zukunft in den Blick zu nehmen. über die erfolgreiche politische und literarische Tätigkeit hinaus unterstützte Möser zukunftsfähige Projekte in seinem Wirkungskreis auch finanziell.

Referent: Martin Siemsen M. A., Vorsitzender der Justus-Möser-Gesellschaft Osnabrück
 
Veranstaltungsort: Ratssitzungssaal im Schloss Fürstenau, Schlossplatz 1,49584 Fürstenau
 
In Kooperation mit der VHS Osnabrücker Land
Kursnummer: 202-190114

25. Sept. 2020, 19.00 Uhr
Vortrag mit Diskussion
Die Kaiserurkunde von 1787

Die Schließung des Bersenbrücker Zisterzienserinnen-Klosters war für ihre Betreiber kein leichtes Unterfangen, denn das Kloster stand unter dem ausdrücklichen Schutz von Papst und Kaiser. Die Kaiserurkunde von 1787, die das Ende des Klosters besiegelte, ist ein komplexes Dokument und gewährt tiefe Einblicke in das Denken und Rechtsempfinden dieser Zeit. An diesem Abend wird die Urkunde in ihren Details vorgestellt und ihre Bedeutung mit den Teilnehmern diskutiert werden.

Dr. Jutta Stalfort, Historikerin, Projektleitung der Ausstellung "Staatskunst, diplomatische Meisterleistung oder politische Intrige?"
 
Veranstaltungsort: Museum Bersenbrück
 
In Kooperation mit der VHS Osnabrücker Land
Kursnummer: 202-190107

30. OKT 2020, 19.00 Uhr
Weitere Veranstaltungen
"Ein Jahr mit Justus Möser"

Der Landschaftsverband Osnabrück e.V. bietet zum 300. Geburtstag von Justus Möser eine umfangreiche Veranstaltungsreihe an. Eine Übersicht über das vielfältige Angebot finden sie auf der Internetseite:

www.justus-moeser-2020.de

Besuch der Ausstellungen

  • Foyer im Schloss Fürstenau
  • Schlossplatz 1
  • 49584 Fürstenau
  • Staatskunst oder Coup?
    - Fürstenau zieht vor Gericht!
    Ausstellung mit Werken von G. Sponheuer
  • Historische Erzählung, Kunstwerke, Audioguide und Dokumente
  • Mo bis Fr, 8.30 bis 18 Uhr
    Sa/So, 15  bis 18 Uhr
  • Gesonderte Öffnungszeiten und Führungen auf Anfrage

Ausstellungseröffnung

Freitag, 18. Sept. 2020, 19 Uhr

Ausstellungsdauer

18. Sept. 2020 bis 1. Nov. 2020
Veranstalter:
Förderverein Museum des Landkreises Osnabrück in Bersenbrück e. V.
  • Kurgarten Schledehausen
  • Schledehausen
  • 49143 Bissendorf
  • Endlich frei! - Eine diplomatische Meisterleistung für Schledehausen
    Ausstellung mit einem Fries von J. Steinberg
  • Historische Erzählung, Kunstwerk und Audioguide
  • Der Kurgarten ist frei zugänglich.
     
    .

Ausstellungseröffnung

Samstag, 26. Sept. 2020, 16:00 Uhr

Ausstellungsdauer

26. Sept. 2020 bis 1. Nov. 2020
Veranstalter:
Förderverein Museum des Landkreises Osnabrück in Bersenbrück e. V.
  • Museum im Kloster Bersenbrück
  • Stiftshof 4
  • 49593 Bersenbrück
     
  • Außenbereich
  • Klosterschließung Bersenbrück
    - Eine politische Intrige?
    Ausstellung mit Werken von P. Wessler
  • Historische Erzählung, Kunstwerke und Audioguide
  • 24 h täglich zugänglich
  • Innenbereich
  • Die Kaiserurkunde von 1787
  • Historische Dokumente zur Klosterauflösung
  • Do/Fr von 14 - 18 Uhr, Sa/So von 11 bis 18 Uhr
  • Gesonderte Öffnungszeiten und Führungen auf Anfrage

Ausstellungsbeginn

Sonntag, 20. Sept. 2020

Ausstellungsdauer

20. Sept. 2020 bis 1. Nov. 2020

Das Coffee-Bike kommt!

Am 20. und 27. Sept. 2020 von 11-18 Uhr
Veranstalter:
Förderverein Museum des Landkreises Osnabrück in Bersenbrück e. V.

Kontakt

Veranstalter

Förderverein Museum des Landkreises Osnabrück in Bersenbrück e. V.
Vorsitzender: Dr. Wilfried Markus, Bersenbrück

Projektleitung

Dr. Jutta Stalfort, Bersenbrück
   0 54 39/90 23 26
   kontakt@jutta-stalfort.de

Mitwirkung an der Konzeption und Durchführung des Projektes

Karl-Heinz Dirkmann, Fürstenau

Wir danken den Förderern!

Stiftung der Sparkassen im Landkreis Osnabrück
Samtgemeinde Bersenbrück
Samtgemeinde Bersenbrück
Samtgemeinde Bersenbrück
Kreisheimatbund Bersenbrück
Stadt Bersenbrück
Stadt Bersenbrück
Stadt Fürstenau
Stadt Fürstenau
Bissendorf/Schledehausen
Gemeinde Bissendorf